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10.06.2020

Ravensbrück – the last circle of torment

“Do the Polish authorities know about the executions and the ‘guinea pigs’? ” ‒ this was the first question Karolina Lanckorońska heard from a fellow prisoner when the Germans imprisoned her in the Ravensbrück concentration camp on 8 September 1943. Before that time, in the aftermath of the September campaign, she experienced the horrors of Soviet-occupied Lwów, where she had taught the history of art before the war. During interrogations by the head of the Gestapo in Stanisławów, Hans Krüger, she stood up bravely and without hesitation admitted that she considered the Third Reich an enemy. Troublesome for the German authorities, the stubborn Polish aristocrat, about whose fate the Italian royal family had constantly been enquiring, was finally sent to Ravensbrück.

She had thus been through a lot, but she had not heard about the “guinea pigs". She discovered the truth in the camp, where from August 1942 to September 1943 German doctors conducted experiments on “human material”. Seventy-four  Polish women, brought from Lublin Castle and Warsaw Pawiak prison in September 1941 and May 1942, and twelve women of other nationalities underwent mutilating surgeries.

A surgical slaughterhouse


Initially treated as a privileged prisoner, she was sent to a separate room in the so-called bunker where the torturers in white coats carried out their practices. By an extraordinary coincidence, she met a girl with the letter "P" on her striped uniform, who secretly led her to a room with five Polish women who had been operated on.

”You should see them, you may come out of here alive and you have a lot of friends abroad. They are going to believe you,” she whispered. “They were looking at me and I didn't know what to say,” Lanckorońska wrote in her memoirs. “ A young girl, maybe twenty, was lying closest to the door, a blonde. [...] her face expressed only suffering and boundless resignation. [...] I noticed the other women had  two or three old scars from previous surgeries, 20 cm long, above or below the knee.”

The experiments were aimed at developing treatment methods for soldiers wounded on the front. The women’s wounds were infected with bacteria to check the effect of sulfonamides. Leg bones were broken, shins were transplanted from one leg to another. The Germans removed muscles and cut out nerve elements ‒ all of this conducted on the same patient again and again.


The triumph of  the spirit


It was the "guinea pigs", tormented for months, who sparked a desperate rebellion. When they were summoned again in August 1943, they mixed in with the crowd. Tracked down by the Germans, they were tied down ‒ unwashed and gagged ‒ and placed on operating tables. Out of revenge.
Before the arrival of the Soviet front, the executioners wanted to kill the doctors’ victims. In the commotion created by their companions, the women were able to hide in the camp. Most of them managed to survive until the last evacuation from Ravensbrück on 28 April 1945 ‒ two days before the Red Army entered.

Five women died as a result of the surgeries and six were shot by the Germans. Fifty-seven came back to Poland ‒ among them Wanda Wojtasik-Półtawska, a future friend of John Paul II. Six chose to emigrate.

Not only did Karolina Lanckorońska provide the outside world with information about the experiments taking place behind the barbed wire, but she also revealed the beauty of Italian art through her lectures to the inmates. Released after the interventions of the ICRC on 5 April 1945, she recalled: “The more smoke came out of the crematorium chimney [...], the more the need for a spiritual uplifting grew [...]. Although uncertain as to which day was to be their last, my fellow prisoners listened very attentively. [...] Today I can only express my hope that I gave my listeners at least a part of what I received from them ‒ the opportunity to break away from the moral and physical dirt [...] and return to those values which had once constituted my own, private world.”

 

Anna Zechenter, IPN

 

***

 

Im letzten Kreis von Ravensbrück

 

"Weiß das Land über Hinrichtungen und "Kaninchen"? - Dies war die erste Frage, die Karolina Lanckorońska von ihrem Mitgefangenen hörte, als sie die Deutschen am
8. September 1943 im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftierten. Nach September erlebte sie das Grauen im sowjetisch besetzten Lemberg, wo sie vor dem Krieg Vorlesungen zur Kunstgeschichte hielt, und während der Verhöre durch den Gestapo-Chef in Stanisławów, Hans Krüger. Sie stand mutig auf und gab ohne Zögern zu, dass sie das Dritte Reich als Feind betrachtete. Ein hartnäckiger polnischer Aristokratin, nach dessen Schicksal sich die italienische Königsfamilie erkundigte, wurde schließlich nach Ravensbrück geschickt.

Sie hat also viel durchgemacht, aber von "Kaninchen" hat sie nichts gehört. Die Wahrheit erfuhr sie erst im Lager, wo deutsche Ärzte von August 1942 bis September 1943 Experimente an "menschlichem Material" durchführten. Sie unterzogen 74 polnische Frauen, die im September 1941 und Mai 1942 aus dem Schloss Lublin und dem Warschauer Pawiak gebracht wurden, und 12 Frauen anderer Nationalitäten verstümmelnden chirurgischen Eingriffen.

 

 

Chirurgisches Schlachthaus

 

Zunächst behandelt als privilegierte Gefangene, landete sie in einem separaten Raum im so genannten Bunker - wo die Folterer in weißem Kittel ihre Arbeit verrichteten. Zufälligerweise traf sie ein Mädchen mit dem Buchstaben "P" auf ihrem gestreiften Gewand, das sie heimlich in einen Raum führte, in dem fünf polnische Frauen operiert wurden.

"Sie sollten sie sehen, Sie können lebendig davon herauskommen und sie haben viele Freunde im Ausland. Sie werden Ihnen glauben." - flüsterte sie. "Sie sahen mich an, ich wusste nicht, was ich sagen sollte", schrieb Lanckorońska in "Kriegserinnerungen". - Der Tür am nächsten lag ein junges Mädchen, vielleicht in ihren Zwanzigern, eine Blondine. [...] der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet nur Leid und grenzenlose Resignation. [...] bei einigen Frauen bemerkte ich zwei oder drei alte Narben von früheren Operationen, 20 cm lang, oberhalb oder unterhalb des Knies“.

Die Experimente hatten den Ziel, Methoden zur Behandlung der an der Front verwundeten Soldaten zu entwickeln. Die Wunden wurden also mit Bakterien infiziert, um die Wirkung von Sulfonamiden zu überprüfen. Beinknochen wurden gebrochen, Schienbeine wurden von einem Bein ins andere verpflanzt. Die Deutschen entfernten Muskeln und schnitten Teile der Nerven heraus - immer wieder der gleichen Frau.

 

 

Triumph des Geistes

 

Und es waren diese monatelang gequälten "Kaninchen", die eine verzweifelte Revolte auslösten. Als sie im August 1943 erneut aufgerufen wurden, mischten sie sich unter anderen. Von den Deutschen aufgespürt, gerieten sie ungewaschen, geknebelt und verschnürt auf  Operationstischen. Aus Rache.

Vor der Ankunft der sowjetischen Front wollten Henker die Opfer von Ärzten töten.
In der von ihren Kameraden verursachten Verwirrung versteckten sich die Frauen im Lager. Die meisten von ihnen überlebten die letzte Evakuierung aus Ravensbrück am 28. April 1945 - zwei Tage vor dem Einmarsch der Roten Armee.

Nach den Operationen starben fünf Frauen, sechs wurden von den Deutschen erschossen. Andere 57 kehrten in das Land zurück - unter ihnen Wanda Wojtasik-Półtawska, eine zukünftige Mitarbeiterin von dem Papst Johannes Paul der Große. Sechs entschieden sich für die Auswanderung.

Karolina Lanckorońska informierte nicht nur über die Experimente hinter den Drähten, sondern öffnete auch den Missbrauchten die Tür zur Welt der Schönheit mit ihren Vorträgen über italienische Kunst. Als sie am 5. April 1945 nach den Interventionen von MCK freigelassen wurde, erinnerte sie sich: "Je dichter das Krematorium rauchte [...], desto mehr wuchs das Bedürfnis nach geistigen Gütern [...]. Die Zuhörer, die nie wussten, ob der letzte Tag ihres Lebens schon ankommt, hörten doch mit großer Konzentration zu. [...] Heute kann ich nur die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass ich meinen Zuhörern zumindest einen Teil davon gegeben habe, was ich von ihnen erhalten habe - eine Gelegenheit, sich von dem moralischen und physischen Schmutz zu lösen [...] und zu den Werten zurückzukehren, die einst meine Welt, meine eigene Welt ausmachten.

Anna Zechenter, IPN


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